Winterschutzmaßnahmen für Rosen

von Thomas Hawel (Sichtungsgarten Sangerhausen)

Die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegenüber tiefen Temperaturen, die Frosthärte, ist genetisch vorgegeben. Darüber hinaus gibt es einige Faktoren, wie die allgemeinen klimatischen Bedingungen der jeweiligen Standorte, die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen oder die Anfälligkeit gegenüber Pilzkrankheiten wie Sternrußtau und Rosenrost, welche die Frosthärte von Rosen beeinflussen. 

Viele unserer einheimischen Wildrosenarten sowie auch Vertreter von einmal blühenden Historischen Rosenklassen, stellvertretend seien hier Gallica- und Alba-Rosen genannt, sind auch in sehr rauen Gebirgslagen meist äußerst frosthart und kommen ohne Winterschutzmaßnahmen aus.

Einheimische Wildrosen und viele Historische Rosen sind frosthart

Einheimische Wildrosen und viele Historische Rosen sind frosthart

 Bei unseren modernen, öfter blühenden Rosen kann häufig das jüngere Holz der Rosen vor Wintereintritt nicht mehr ausreichend ausreifen, was manchmal Frostschäden zur Folge hat.

Was sind die Ursachen für diese Symptome in der Pflanze? Bei klassischen Frostschäden gefrieren die Zellen in den Trieben, wenn diese noch unter „Saftdruck“ stehen und platzen. 

Durch Frostschaden dunkel gefärbter Rosentrieb

Durch Frostschaden dunkel gefärbter Rosentrieb

Eine weitere Ursache für Winterschäden ist die sogenannte Frosttrocknis oder Winterdürre. Dabei verlieren Pflanzen durch Transpiration Wasser, können jedoch im tiefgefrorenen Boden über die Wurzeln kein neues Wasser nachliefern. Die Frosttrocknis tritt vor allem in schneearmen Gebieten auf, wo die schützende Schneedecke für die oberirdischen Pflanzenteile fehlt. Besonders gefährdet sind die Rosen während der Spätwintermonate mit einer bereits stärker einwirkenden Sonnenstrahlung, was die Transpirationsleistung der Pflanzen erhöht. 

Hochdruckwetterlage im Spätwinter – Gefahr für Frosttrocknis

Hochdruckwetterlage im Spätwinter – Gefahr für Frosttrocknis

Wie können Rosen auf die kalte Jahreszeit vorbereitet werden? Zunächst müssen einige grundlegende Aspekte beachtet werden. So sollten frostempfindliche Rosen nicht auf ungeschützten Standorten etabliert werden, welche oft starken Ostwinden ausgesetzt sind. Nach der Pflanzung von veredelten Rosen soll sich die Veredlungsstelle etwa 3-5 cm tief, abhängig von der Bodenart und klimatischer Disposition, unterhalb des Bodenniveaus, befinden. Besonders wichtig ist auch, dass Düngemaßnahmen mit Stickstoffanteilen nicht nach den Monaten Juli/August erfolgen, damit dem Holz der Rosentriebe genügend Zeit zur Ausreifung verbleibt. Ebenso sollten im Herbst keine größeren Schnittmaßnahmen durchgeführt werden, um späteren Neutriebbildungen vorzubeugen.

Mit dem ADR-Prädikat prämierte Rosen veranschaulichen den züchterischen Fortschritt und bieten in der Regel gute Grundvoraussetzungen für ein Überwintern ohne massive Frostschäden. Auf Grund des Bewertungsschwerpunktes der ADR-Prüfung auf eine herausragende Blattgesundheit sowie auch auf Frosthärte werden somit zwei wichtige Voraussetzungen erfüllt. 

Trotzdem ist es in vielen Regionen Deutschlands immer noch notwendig, Frostschäden bei Rosen durch aktive Winterschutzmaßnahmen vorzubeugen. Zweifellos die wichtigste Maßnahme dabei ist das sogenannte Anhäufeln der Rosen. Dabei werden die Veredlungsstellen bzw. die Triebbasis der Pflanzen etwa 15-35 cm vorsichtig mit dem anstehenden Gartenboden bedeckt. 

Durch Anhäufeln geschützte Veredlungsstellen bei Tee-Hybriden

Durch Anhäufeln geschützte Veredlungsstellen bei Tee-Hybriden

Zusätzlich können vor allem bei Strauch- und Kletterrosen darüberliegende Triebe beispielsweise mit Nadelholzreisig gegen die Wintersonne geschützt werden.

Mit Nadelreisig und Vlies geschützte Kletterrosen

Mit Nadelreisig und Vlies geschützte Kletterrosen

Zu Beginn der Rosenschnittmaßnahmen im Frühjahr lassen sich beim Entfernen des angehäufelten Bodens oft Frostschäden an den dunkel verfärbten Triebspitzen oberhalb des Bodenniveaus erkennen, während das geschützte Holz erkennbar keinerlei Schäden aufweist. Nach dem Rückschnitt bis in das gesunde Holz treiben aber auch durch Frost leicht geschädigte Rosen meist wieder willig aus. 

Eine Sonderstellung bezüglich des Winterschutzes nehmen Hochstammrosen ein, da bei diesen die Veredlungsstellen weit über dem Boden im Bereich der Kronenansätze, meist in 60 bis 140 cm Höhe, liegen. Grundsätzlich lassen sich bei Hochstämmen zwei verschiedene Strategien des Winterschutzes anwenden. Erstens können die Stämme im Spätherbst vorsichtig umgelegt und waagerecht mit Stäben auf dem Boden fixiert werden. Anschließend werden die Veredlungsstellen analog zu den bodennahen Rosen angehäufelt. Für diese Verfahrensweise sind etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl notwendig, damit die Stämme nicht versehentlich abrechen. Auch sollte schon beim Pflanzen der Hochstämme berücksichtigt werden, in welche Richtung diese im Herbst umgelegt werden können. Außerdem kommt diese Variante für ältere Hochstämme, welche zuvor noch nie auf den Boden gelegt wurden, meist nicht in Frage, da hierbei die Bruchgefahr zu groß ist. 

Am Boden fixierte Hochstammrose

Am Boden fixierte Hochstammrose

Reihe mit niedergelegten und mit Nadelreisig abgedeckten Hochstämmen

Reihe mit niedergelegten und mit Nadelreisig abgedeckten Hochstämmen

Aus diesen Gründen wird heute in der Praxis meist eine andere Verfahrensweise angewendet. Die Veredlungsstellen sowie die Stamm- und Kronenbereiche der aufrecht verbleidenden Hochstammrosen werden mit Nadelholzreisig, Vlies- oder Jutestoffen vor Frost, Wind und Sonne geschützt. Wichtig ist, dass nur gut luftdurchlässige Materialien Verwendung finden, Plastikfolien oder ähnliches sind dabei nicht geeignet. 

Die Kultur von Rosen in Kübeln hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Sollen diese im Außenbereich überwintern, wird auch hier die Triebbasis durch Anhäufeln geschützt. Ergänzend können Pflanzenteile mit Nadelholzreisig abgedeckt werden. Zusätzlich muss der Wurzelraum gegen das Durchfrieren gesichert werden, indem die Töpfe beispielsweise mit Styropor, Laub oder Rindenmulch isoliert werden. Von entscheidender Bedeutung für das gute Überwintern von Kübelrosen sind moderate Wassergaben bei frostfreier Witterung, wobei der freie Wasserablauf immer gewährleistet bleiben muss. 

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass ein großer Teil der ADR-Rosen bereits sehr gute Voraussetzungen für ein problemloses Überwintern mitbringt. Treten nach strengen Wintern doch einige sichtbare Frostschäden auf, hilft meist ein beherztes Zurückschneiden im Frühjahr, damit einer optimalen Entwicklung der Pflanzen nichts im Wege steht. Insbesondere in raueren Gegenden sollten die Pflanzen wie beschrieben auf die Wintermonate vorbereitet werden, damit Gartenfreunde möglichst lange Freude an blühenden und gesunden Rosen haben können.